Was ist ein Agriturismo - weitere Informationen zu diesem Konzept

griturismo ist eine Form von Unterkunft, die in den letzten Jahren in Italien, besonders in der Maremma immer größere Verbreitung gefunden hat. Oft wird es mit „Ferien auf dem Bauernhof“ wiedergegeben. Bei dieser Übersetzung haben wir das Bild eines Bauernhofes mit Kuhstall vor Augen, einfache Zimmer oder Ferienwohnungen. Das trifft aber nicht auf die „aziende agrituristiche“ zu, es sind landwirtschaftliche Betriebe, die vor allem Wein oder Öl produzieren. Einige bauen auch Gemüse an oder haben Obstplantagen. Der Haupterwerb liegt im landwirtschaftlichen Bereich, die Vermietung von Zimmern oder Ferienwohnungen ist meist nur ein zweites Standbein. Gäste erhalten hier die Möglichkeit, inmitten einer schönen intakten Natur zur Ruhe zu kommen und sich von der Hektik des Alltagslebens zu erholen.

Viele Agriturismi sind einfache Häuser („podere“, „Casale“, „casa colonica“), in denen früher die Bauern lebten. In der Toskana gab (und gibt es noch) sehr viel Großgrundbesitz: das Land wurde an Kleinbauern vergeben, die es bewirtschafteten. Dafür erhielten sie die Hälfte der Ernte und bekamen ein Haus gestellt (die sogenannte „mezzadria“). Meistens waren im Erdgeschoss Lagerräume für die Arbeitsgeräte und der Stall, in dem die Kleinbauern Vieh für den eigenen Verbrauch hielten; im ersten Stock war ihre Wohnung. Diese Aufteilung ist meist erhalten geblieben. Heute kommen Feriengäste und freuen sich über die klassische Ausstattung: Cotto-Böden, dunkle Holzbalken und einfache Möbel aus Kastanienholz.

Viele ehemalige Häuser der adeligen Großgrundbesitzer („tenuta“, „fattoria“), stattliche, riesige Villen aus dem 18./19. Jahrhundert, dienen heute auch als Unterkunft für Gäste. Oft sind sie seit Generationen in Familienbesitz. Manche sind jahrzehntelang leer gestanden und erst in den letzten Jahren renoviert worden, vielfach mit großem finanziellen Aufwand und mit viel Mühe, um die Häuser wieder so zu gestalten, wie sie früher einmal aussahen. Da stehen die schönsten Antiquitäten neben edlen Stoffen, Gemälde aus verschiedenen Epochen hängen an den Wänden. Viele junge Italiener aus wohlhabenden Familien, die in den großen norditalienischen Städten oder in Rom gelebt haben, sind aufs Land gezogen, um dort ihren Traum vom eigenen Öl und Wein zu verwirklichen und Gästen eine besonderes Quartier anzubieten.

Die Besitzer der Agriturismi sind sehr stolz auf ihre Häuser und freuen sich, wenn die Gäste sich wohl fühlen. Sie legen Wert darauf, eine andere Atmosphäre als in einem Hotel zu schaffen, die Gäste sollen sich wie Freunde fühlen. Sie selbst haben Spaß an einem persönlichen Kontakt zu Menschen aus der ganzen Welt. Das Publikum in vielen Agriturismi ist sehr international. Viele Besitzer empfangen ihre Gäste persönlich (leider klappt das nicht immer) und stehen ihnen während des Aufenthalts auch gerne als Ansprechpartner zur Verfügung. Man weiß, der Italiener unterhält sich gern – sie erzählen Geschichten aus der Gegend, geben Tipps...

Diese Form des sanften Tourismus hat es ermöglicht, die Landflucht aufzuhalten, zum Teil ist diese Entwicklung sogar rückgängig gemacht worden. Gegenden, die verlassen waren und nur noch von wenigen alten Menschen bewohnt wurden, werden heute wieder landwirtschaftlich genutzt, junge Menschen siedeln sich an, Fremde kommen zu Besuch.

Viele Besitzer von agriturismi möchten ihren Gästen auch vermitteln, wie das Leben auf dem Land ist, die Schönheiten der Natur nahe bringen, aber auch zeigen, dass nicht immer alles perfekt sein kann und man lernen muss, sich zu arrangieren (man denke nur an die Trockenheit im Sommer 2003, die für die Produzenten von Olivenöl eine Katastrophe war ). In diesem Sinn sind auch viele der Ansicht, dass Air condition, Sat-TV und Schwimmbad nicht zu einem echten Agriturismo passen.

Alle Besitzer der Agriturismi haben einen Lehrgang über die Führung eines Agriturismo absolviert. Es gibt auch gesetzliche Bestimmungen für die Gestaltung der Wohnungen (z.B. ein Schlafzimmer für zwei Personen muss mindestens 14 qm haben). Die Region Toscana vergibt Bewertungen (ähnlich wie im Hotelwesen) bezüglich der Qualität der Unterkünfte; die aziende werden auf einer Skala von eins bis fünf mit „spighe d´oro“ (Ähre aus Gold) ausgezeichnet. Agriturismi, die gleichzeitig Hotel sind, verfügen dennoch meist nicht über Rezeption, Bar etc.