Ein Tag in den Thermen

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Objektcode: THER01

Schwefelgestank mit Luxus-Note

Besuchen Sie die berühmten Thermen von Saturnia, in denen sich schon vor 2000 Jahren die Etrusker vergnügten

Ein schmuckes Eisentor öffnet sich. Unter den Augen von Überwachungskameras passieren wir die Pforte. Die Golfer auf dem gepflegten Grün drehen sich um, als wir mit unserem 20 Jahre alten Fiat 500 vorbeiknattern. Ein fauliger Geruch verrät uns, dass es nicht mehr weit sein kann. Tatsächlich kommen wir ein paar hundert Meter weiter vor dem Hoteleingang und neben einem silbergrauen Porsche zum Stehen. Das ist also der Ort, der einen der größten Schätze der Maremma birgt: nach Schwefel stinkendes, 40 Jahre altes Regenwasser – das so begehrt ist, dass Adel und Prominenz ihm zuliebe aus allen Teilen der Erde anreisen.

3.000 Jahre Kur-Tradition

Seit 3.000 Jahren sprudelt bei dem Dorf Saturnia türkisblaues, warmes Thermalwasser aus dem Gestein hervor. Schon die Etrusker sahen in den dampfenden Quellen einen magischen Ort, spätestens seit den Römern werden dem Wasser Heilkräfte zugeschrieben.

“Die Thermen von Saturnia sind einzigartig – in Italien, in Europa und vielleicht sogar in der ganzen Welt”, erklärt uns stolz Doktor Calcaterra, medizinischer Leiter des “Terme di Saturnia SPA & Golf Resort”, des luxuriösen Kur- und Wellnesszentrums, das um die Quelle errichtet wurde. Wir sitzen in der Hotelbar, eine Glaswand gibt den Blick frei auf das von Dampfschwaden umgebene Hauptbecken der Anlage. Wir gehören zu den wenigen in Zivil gekleideten Besuchern, die meisten Gäste behalten die vom Hotel gestellten weißen Bademäntel den ganzen Tag über an – auf den Gängen, im Restaurant und in den Thermen-eigenen Geschäften.

Universalmedizin Thermalwasser
Was macht nun dieses Wasser so besonders? Das, was die Römer Heilkräfte nannten, erklärt uns Doktor Calcaterra wissenschaftlich. Die Gase Schwefelwasserstoff und Kohlendioxid, ein Mix aus Mineralsalzen und die ideale Temperatur von 37 Grad Celsius machen das Saturniawasser zu einem natürlichen Kosmetikum und quasi zu einem Allheilmittel für eine ganze Reihe von chronischen Krankheiten: Das Bad im Thermalwasser neutralisiert den ph-Wert der Haut, hat einen natürlichen Peeling-Effekt und lindert die Symptome von Hautkrankheiten. Bei Arthrose, Knochen- und Muskelproblemen wirkt es schmerzlindernd und entzündungshemmend, vor allem in Form von Fangopackungen. Der Fango wird dafür ein Jahr lang mit Thermenwasser genährt. Gegen Atemwegserkrankungen wird das Wasser zerstäubt und mit verschiedenen Methoden inhaliert – unter anderem in der “Gaskammer”, wie sie Doktor Calcaterra scherzhaft nennt. Darüber hinaus kann das Wasser auch getrunken werden. Hier kommt vor allem seine antioxidative Wirkung zur Geltung: Die freien Radikale im Körper werden blockiert und der Alterungsprozess der Körperzellen somit verlangsamt. Glücklicherweise reicht dafür ein Glas pro Tag von der warmen Schwefelbrühe.

Bad im Krater
Wenn man in dem zentralen Becken des SPA-Resorts badet, ahnt man nichts von der gewaltigen Kraft, mit der das Wasser aus dem Boden drückt. Jede Sekunde erreichen 500 Liter frisches Thermenwasser die Anlage – und das gänzlich ohne Pumpen und Schläuche, sondern auf ganz natürlichem Weg. Das Heilwasser ist ursprünglich nämlich Regenwasser vom nahe gelegenen Monte Amiata, einem erloschenen Vulkan, wo es durch den Boden sickert, seinen Weg durch das Gestein nimmt, sich dabei mit seinen heilsamen Substanzen anreichert und bei Saturnia wieder die Oberfläche erreicht – ohne, dass dort noch zusätzlich aufgewärmt oder mit anderen Stoffen versetzt werden müsste. Tatsächlich sind wir überrascht, als wir beim Schwimmen nach unten blicken. Statt eines Schwimmbeckenbodens entdecken wir eine Riff-ähnliche Unterwasserlandschaft aus bizarren Felsformationen, dunkelgrünem Algenbewuchs und dazwischen hervorquellenden Gasbläschen. Wir schwimmen direkt über dem Krater, der Quelle der Saturnia-Thermen.

Die Thermen als Naturschauspiel
500 Liter pro Sekunde sind genug, um nicht nur Schwimmbecken, Whirlpools und Fango-Silos mit Wasser zu versorgen, sondern auch, um noch ausreichend in den “Gorello” fließen zu lassen: einen Fluss aus Thermalwasser, der sich einige hundert Meter durch die Landschaft schlängelt und schließlich in den berühmten “Cascate” seinen spektakulären Abschluss findet. In diesem kuriosen Gebilde aus Wasserfällen und natürlichen Sinterbecken finden sich Sommer wie Winter Badegäste zum kostenlosen Thermalbaden ein.

Autor: Max Fleschhut
mit freundlicher Genehmigung entnommen dem Blog Maremma Geheimtipp

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